Deutschland braucht eine Speicherstrategie

I. Auf den Punkt: Es braucht eine Speicherstrategie

2023 ist das Jahr der ener­gie­po­li­ti­schen Stra­te­gien. Es geht dabei um nichts weni­ger als die Wei­chen­stel­lun­gen ins kli­ma­neu­tra­le Ener­gie­sys­tem. Und um die Fra­ge, wie der stei­le Zubau an Erneu­er­ba­ren Ener­gien gelin­gen kann. Was dabei auf­fällt: Es fehlt eine Spei­cher­stra­te­gie und damit ein Plan, was man wie errei­chen will. Kurz gesagt: Ener­gie­spei­cher sind von glei­cher Prio­ri­tät wie der Aus­bau der Wind- und Solar­er­zeu­gung, wenn die Trans­for­ma­ti­on des Ener­gie­sys­tem ohne unnö­ti­ge und kos­ten­in­ten­si­ve Umwe­ge gelin­gen soll.[1] Deutsch­land hat zu viel Zeit bei Spei­chern verloren.

Der vor­lie­gen­de Impuls adres­siert daher fol­gen­den Fragen:

  • War­um brau­chen wir eine Speicherstrategie?
  • War­um brau­chen wir sie schnell?
  • Und: Was muss eine Spei­cher­stra­te­gie leisten?

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Aus­gangs­punkt ist die Beob­ach­tung, dass Akteu­re in Poli­tik, Regu­lie­rung und Wis­sen­schaft in gro­ßen Tei­len hin­ter dem atem­be­rau­ben­den Tem­po der tech­ni­schen Ent­wick­lung von Ener­gie­spei­chern geblie­ben sind. Welt­weit wird beim Zubau ein Super­la­tiv nach dem nächs­ten gefei­ert. In den Sze­na­ri­en und Debat­ten der deut­schen Ener­gie­po­li­tik fin­den sich hin­ge­gen viel­fach weder der aktu­el­le Stand zu Kos­ten noch der ver­füg­ba­ren Tech­ni­ken wie­der. Fal­sche Annah­men zu Spei­chern füh­ren so zu fal­schen Emp­feh­lun­gen, mit poten­zi­ell fata­len Fol­gen für die Ener­gie­wen­de der kom­men­den fünf bis zehn Jahre.

Weil eine ener­gie­po­li­ti­sche Stra­te­gie ins­be­son­de­re zu Kurz­frist­spei­chern fehlt, führt dies zu kost­spie­li­gen und unsi­che­ren Umwe­gen.[2] Damit ver­schär­fen sich bereits heu­te sicht­ba­re Pro­ble­me: Mit viel zu weni­gen Kurz­frist­spei­chern[3] im Sys­tem sind mas­si­ve und teu­re Abre­ge­lun­gen zu erwar­ten. Und noch pro­ble­ma­ti­scher: Aus­bau-Dros­se­lun­gen bei EE-Kapa­zi­tä­ten könn­ten poli­ti­sche Refle­xe sein, wenn der Ein­druck ent­steht, dass die Net­ze – auf­grund feh­len­der Spei­cher und Fle­xi­bi­li­tä­ten – voll und Ein­spei­se­spit­zen zu hoch sind.

Das muss aber nicht sein. Die zeit­li­che Kom­po­nen­te zur Syn­chro­ni­sie­rung von Erzeu­gung und Ver­brauch kann im neu­en Sys­tem durch Bat­te­rie­spei­cher gelie­fert wer­den. Die­se kön­nen Ener­gie zur Ver­fü­gung stel­len, aber dem Sys­tem auch Ener­gien ent­neh­men (z.B. die PV-Mit­tags­spit­ze). Bat­te­rie­spei­cher kön­nen umge­hend rea­li­siert wer­den — kos­ten­güns­tig, schnell und erd­gas­frei

Damit das gelingt, brau­chen wir schnellst­mög­lich eine Spei­cher­stra­te­gie.[4] Die­se soll­te markt­li­che und tech­no­lo­gi­sche Ent­wick­lun­gen reflek­tie­ren und Hand­lungs­pfa­de für das Ener­gie­sys­tem defi­nie­ren. Dabei soll­te min­des­tens der bereits gül­ti­ge und bestä­tig­te Sze­na­rio­rah­men Strom 2023–2037/2045 für die Netz­ent­wick­lung Ori­en­tie­rung geben.[5] Ein Aus­bau in einer Grö­ßen­ord­nung von etwa 100 GWh[6], min­des­tens aber von 25 Giga­watt für Groß­bat­te­rie­spei­cher und mehr als 60 Giga­watt PV-Bat­te­rie­spei­chern soll­te bis 2030 rea­li­siert wer­den. Zudem bedarf es einer sys­te­mi­schen Inte­gra­ti­on der erwar­te­ten, bidi­rek­tio­nal nutz­ba­ren Fahr­zeug­bat­te­rie­ka­pa­zi­tä­ten in die Sze­na­ri­en. Neben mit­tel- bis lang­fris­ti­gen Zie­len muss die Spei­cher­stra­te­gie zudem auch kurz­fris­ti­ge “no reg­ret” Maß­nah­men ent­hal­ten, um den sys­tem­nütz­li­chen Spei­cher­aus­bau schnell anzustoßen.

II. Speicher in der deutschen Energiepolitik: Ein Missverständnis

1: 2023 ist das Jahr der Energie-Strategien und Weichenstellungen

Die Ener­gie­po­li­tik gleicht einer Groß­bau­stel­le. In schnel­len Schrit­ten wer­den gro­ße und klei­ne Bro­cken der Ener­gie­wen­de nach vie­len Jah­ren der Ver­säum­nis­se aus dem Weg geräumt. Das Jahr 2023 mar­kiert dabei – nach dem Jahr der Ener­gie­kri­se – einen wich­ti­gen Zwi­schen­schritt, in dem vie­le wich­ti­ge Wei­chen­stel­lun­gen bespro­chen und beschlos­sen werden.

  • Auf der Platt­form Kli­ma­neu­tra­les Strom­sys­tem wird das Strom­markt­de­sign der Zukunft erörtert.
  • Mit der Sys­tem­ent­wick­lungs­stra­te­gie wer­den Lösun­gen für die Netz­in­fra­struk­tu­ren erar­bei­tet. Sie soll ein Leit­bild und eine Trans­for­ma­ti­ons­stra­te­gie für den Weg zum kli­ma­neu­tra­len Ener­gie­sys­tem lie­fern.[7]
  • Die Pho­to­vol­ta­ik-Stra­te­gie zeich­net eine Visi­on und for­mu­liert Maß­nah­men für die lau­fen­de Legis­la­tur­pe­ri­ode.[8]
  • Eine Kraft­werks­stra­te­gie wur­de ange­kün­digt, um u.a. giga­watt­wei­se “Was­ser­stoff­kraft­wer­ke” an den Start zu brin­gen.[9]
  • Eine Wind­ener­gie-an Land-Stra­te­gie wur­de im Mai vor­ge­legt.[10]
  • Auf EU-Ebe­ne wird ein neu­es Strom­markt­de­sign und damit an den Fun­da­men­ten des Ener­gie­sys­tems und einer stär­ke­ren Fle­xi­bi­li­sie­rung (auch mit Spei­chern) gear­bei­tet.[11]

Alles in allem: Vie­le stra­te­gi­sche Ent­schei­dun­gen für die Gestal­tung des neu­en Ener­gie­sys­tems, das wir in den kom­men­den zehn bis 20 Jah­ren schaf­fen müs­sen. Was dabei auf­fällt: Es fehlt eine Spei­cher­stra­te­gie. An unter­schied­li­chen Stel­len taucht das The­ma als „Quer­schnitts­auf­ga­be“ auf – so etwa in der PV-Stra­te­gie, die expli­zit nach der Ent­wick­lung im The­men­feld PV und Strom­spei­cher fragt. Gleich­wohl: Das The­ma wird nicht sys­te­misch und expli­zit betrach­tet. Ein Fehler.

2: Geplanter PV-Zubau verlangt nach Flexibilitäten

„Erneu­er­ba­re Ener­gien deut­lich schnel­ler aus­bau­en”. Das ist die inzwi­schen all­ge­mein­gül­ti­ge For­mel beim Umbau der Ener­gie­ver­sor­gung. Bis 2026 wird die Leis­tung der instal­lier­ten PV-Kraft­wer­ke in Deutsch­land sich gegen­über 2021 auf über 120 Giga­watt (GW) ver­dop­peln. Wei­te­re 100 GW sol­len dann bis 2030 hin­zu­kom­men und noch­mal 200 GW in den 2030ern. Auch der Zubau beim Wind soll nach den Jah­ren der Flau­te wie­der deut­lich anzie­hen. Mit dem 2%-Flächenziel soll die Wind­ener­gie an Land von aktu­ell 58 GW auf 157 GW in 2035 nahe­zu ver­drei­facht wer­den.[12]

Abb. 1: Aus­bau­zie­le Pho­to­vol­ta­ik (Quel­le: BMWK[13])

Der Spei­cher­be­darf ergibt sich aus der Geschwin­dig­keit der Kom­bi­na­ti­on die­ses PV-Wind-Zubaus. Denn unser Strom­sys­tem wur­de nicht für die inter­mit­tie­ren­den Erneu­er­ba­ren Ener­gien und die wach­sen­de Zahl sek­to­ren­kop­peln­der Ver­brau­cher, wie Wär­me­pum­pen und Elek­tro­fahr­zeu­ge, gebaut.[14] Das fos­si­le Alt­sys­tem ist für den Aus­gleich viel zu lang­sam und wird in den 2020ern immer mehr zur ener­gie­wirt­schaft­li­chen Last. Für eine bedarfs­ge­rech­te Ver­sor­gung müs­sen daher Kurz­frist­spei­cher (und Fle­xi­bi­li­tä­ten) sor­gen. Und das nicht in zehn bis 20 Jah­ren, son­dern bereits vor 2030.

Schon heu­te sind Eng­päs­se in eini­gen Netz­ge­bie­ten Rea­li­tät. Dort wird der PV-Zubau ein­ge­schränkt.[15] Auf die signi­fi­kant stei­gen­den Last­spit­zen ist unser Sys­tem bis­her nicht aus­ge­rich­tet. Kon­ven­tio­nel­le Ant­wor­ten allein rei­chen daher nicht aus. Und sie wären deut­lich teu­rer und schwer ver­ein­bar mit den Dekar­bo­ni­sie­rungs­zie­len. So wur­den bspw. im ers­ten Halb­jahr 2022 allein über fünf Tera­watt­stun­den (TWh) Erneu­er­ba­re Ener­gie abge­re­gelt. Die Redis­patch-Kos­ten lagen 2022 bereits bei rund 2,3 Mrd. EUR – mit wohl stei­gen­der Ten­denz.[16]

Prin­zi­pi­ell ste­hen ver­schie­de neue Flex-Optio­nen zu Ver­fü­gung – die eben­so und ver­mehrt Teil der Lösung sein müs­sen. Dazu zäh­len der Aus­bau der EU-Net­ze, Anrei­ze für Demand Side Manage­ment und dezen­tra­le, fle­xi­ble Ver­brau­cher oder Power-to-X-Lösun­gen.[17] Den rest­li­chen Puf­fer­be­darf müs­sen schnel­le Spei­cher abde­cken. Spei­cher kön­nen den Netz­aus­bau­be­darf natür­lich nicht erset­zen, aber sie kön­nen hel­fen, mit den rea­len Limi­ta­tio­nen im Ver­tei­lungs­netz (insb. 110 kV-Netz) umzu­ge­hen und die vor­han­de­ne Infra­struk­tur bes­ser zu nut­zen. Die Tech­no­lo­gien, um das zu meis­tern, exis­tie­ren bereits. Jedoch feh­len sie im heu­ti­gen Ener­gie­sys­tem.[18]

Abb. 2: Strom­erzeu­gung und Ver­brauch 2023 vs. Zukunft bei 80% EE-Anteil (Quel­le: Ago­ra­me­ter[19])

Mit ande­ren Wor­ten: Es muss gelin­gen, recht­zei­tig und groß­flä­chig in Optio­nen der Kurz­frist­spei­che­rung und der Last­ver­la­ge­run­gen zu inves­tie­ren. Ansons­ten droht der geplan­te Aus­bau von PV und Wind zu schei­tern. Eng­päs­se und Abre­ge­lun­gen könn­ten schlimms­ten­falls dazu füh­ren, dass die nächs­te Bun­des­re­gie­rung die Aus­bau­zie­le wie­der ein­kas­siert. „Erst brau­chen wir Netz­aus­bau, dann Erneu­er­ba­re Ener­gien“ war bereits ein­mal eine poli­tisch ver­brei­te­te For­mel zur Dros­se­lung der Ener­gie­wen­de. Sie könn­te es wie­der wer­den, wenn hier nicht aktiv mit­ge­steu­ert wird.

3. Deutsche Langfristszenarien ignorieren das Speicherpotenzial

Ein Schlüs­sel für die stra­te­gi­sche Pla­nung für die kom­men­den Jah­re sind die Lang­frist­sze­na­ri­en, die der­zeit im Auf­trag des BMWK erar­bei­tet wer­den.[20] Mit ihnen wird die zukünf­ti­ge Ent­wick­lung des Ener­gie­sys­tems model­liert. Die Ergeb­nis­se bil­den z.B. über die geplan­te Sys­tem­ent­wick­lungs­stra­te­gie die Grund­la­ge für die Infra­struk­tur­pla­nung und für weit­rei­chen­de poli­ti­sche Ent­schei­dun­gen.[21]

Das Pro­blem: In den Lang­frist­sze­na­ri­en des BMWK wird die Bedeu­tung von Kurz­frist­spei­chern erheb­lich unter­schätzt. Dies betrifft sowohl die Aus­baum­en­ge als auch die Zubau­ge­schwin­dig­keit. Die­se Ver­zer­rung liegt an der feh­ler­haf­ten Kos­ten­an­nah­men von Spei­cher­tech­no­lo­gien, wodurch die bereits erreich­te und die künf­ti­ge Kos­ten­sen­kung bei Spei­chern in den Model­len der Lang­frist­sze­na­ri­en nicht aus­rei­chend reflek­tiert wer­den. Es wird als Fehl­schluss ange­nom­men, dass in den 2020ern und 2030ern kaum Spei­cher vor­kom­men oder dass sie kos­ten­mä­ßig nicht ein­ge­setzt wer­den wür­den. Und das Modell lie­fert dem­nach die­ses Ergeb­nis. Anders gesagt: Fal­sche Annah­men füh­ren zu fal­schen Ergeb­nis­sen.[22]

Dabei lie­gen auch ande­re Pro­gno­sen vor. Selbst die von der BNetzA geneh­mig­ten Sze­na­ri­en für die Ermitt­lung des Über­tra­gungs­netz­aus­baus im Sze­na­rio­rah­men 2023–2037/2045 wei­sen bedeu­tend mehr Spei­cher­be­darf und ‑zubau aus, als ihn die Lang­frist­sze­na­ri­en des BMWK pos­tu­lie­ren.[23] Die Erwar­tung der ÜNB im gül­ti­gen Sze­na­rio­rah­men für den Netz­aus­bau sieht vor, dass eine Grö­ßen­ord­nung von ca. 25 Giga­watt für Groß-Bat­te­rie­spei­cher und mehr als 65 Giga­watt PV-Bat­te­rie­spei­chern bis zum Jahr 2037 ins Sys­tem kommt – in allen Sze­na­ri­en. Ande­re Pro­jek­tio­nen sehen bei sta­tio­nä­ren Bat­te­rie­spei­chern sogar einen Ent­wick­lungs­pfad auf über 100 GWh bis 2030 vor (vgl. Abb. 3).

Abb. 3: Sze­na­rio für sta­tio­nä­re Bat­te­rie­spei­cher in Deutsch­land (Quel­le Fraun­ho­fer ISE

In den Lang­frist­sze­na­ri­en des BMWK hin­ge­gen wird von kei­nem nen­nens­wer­ten Anstieg des Bat­te­rie­spei­cher­aus­baus bis 2030 aus­ge­gan­gen. Bis dahin wür­de das Spei­cher­vo­lu­men bei 5 GWh ver­blei­ben. Dabei sind bereits jetzt mehr als 5 GWh an Heim‑, Indus­trie- und Groß­spei­cher in Deutsch­land instal­liert.[25] Erst ab 2030 wird von einem expo­nen­ti­el­len Anstieg des Spei­cher­markts aus­ge­gan­gen, wobei selbst in 2035 nur ein Bat­te­rie­spei­cher­vo­lu­men von 15 bis 40 GWh ange­nom­men wird.[26]

Die Lang­frist­sze­na­ri­en igno­rie­ren erwart­ba­re rea­le Ent­wick­lun­gen. Zu Recht wird in der lau­fen­den Platt­form für ein kli­ma­neu­tra­les Strom­sys­tem (PKNS) davon aus­ge­gan­gen, dass stark stei­gen­de Ein­spei­sungs­men­gen von Wind- und Solar­strom die Markt­wer­te absen­ken. Bei nega­ti­ven Stun­den wird es künf­tig für Neu­an­la­gen kei­ne Markt­prä­mi­en mehr geben. Die Inves­to­ren kön­nen sich dage­gen durch die Errich­tung von Spei­chern absi­chern. Der Anreiz wird umso grö­ßer wer­den, je nied­ri­ger die Markt­werk­te erwart­bar fal­len und je nied­ri­ger die Spei­cher­kos­ten wer­den. Die Spei­cher­kos­ten wer­den erwart­bar auf­grund der tech­no­lo­gi­schen Ent­wick­lung und der Ska­len­ef­fek­te deut­lich sin­ken. Sprich: Die Pro­jek­tie­rer wer­den sich nicht um die Annah­men der Lang­frist­sze­na­ri­en küm­mern und ein­fach Fak­ten schaf­fen. Wenn die Lang­frist­sze­na­ri­en dies nicht abbil­den, wer­den sie ins­ge­samt zu Fehl­aus­rich­tun­gen füh­ren, wenn die Poli­tik sich an ihnen orientieren.

Das ist ein Pro­blem. Denn die erheb­li­che Unter­schät­zung von Kurz­frist­spei­chern in den Lang­frist­sze­na­ri­en in einer Grö­ßen­ord­nung von min­des­tens 50 GW in den nächs­ten zehn Jah­ren wird zu erheb­li­chen Fehl­in­ter­pre­ta­tio­nen in der Sys­tem­ent­wick­lungs­stra­te­gie füh­ren, z.B. einen deut­lich über­höh­ten Bedarf an Resi­du­al­last­aus­gleich und damit zu über­höh­ten Zie­len für Gas­kraft­wer­ke.

Was es nun braucht, ist Kon­sis­tenz und Abstim­mung, um Pla­nungs­si­cher­heit und Ver­läss­lich­keit sicher­zu­stel­len. Eine Spei­cher­stra­te­gie wür­de einen kla­ren Rah­men für den Spei­cher­aus­bau in Deutsch­land lie­fern. Sie auf die aktu­el­len Lang­frist­sze­na­ri­en zu basie­ren, wäre jedoch aus den hier genann­ten Grün­den nicht empfehlenswert.

4. Die „Minimierung“ von Speicherbedarfen ist der falsche Ansatz

Tra­di­tio­nell wur­de das Poten­zi­al der Spei­cher von Think Tanks und Bun­des­be­hör­den in Deutsch­land immer wie­der unter­schätzt.[27] Der Zir­kel­schluss in den Lang­frist­sze­na­ri­en mit dem Fol­ge­feh­ler eines mas­siv unter­schät­zen Spei­cher­be­darfs führt in der Ener­gie­po­li­tik womög­lich auch heu­te zur feh­ler­haf­ten Ablei­tung, dass aktu­ell ein Spei­cher­zu­bau nicht nötig und die­ser nicht kos­ten­ef­fi­zi­ent sei.

So ist das in der PV-Stra­te­gie mani­fes­tier­te Ver­ständ­nis, den „Spei­cher­zu­bau mini­mie­ren zu wol­len“ der fal­sche Ansatz, min­des­tens in die­sem Jahr­zehnt. Dort heißt es kon­kret: „Ein aus­ge­wo­ge­nes Ver­hält­nis von Wind- zu Solar­strom mini­miert den Spei­cher­be­darf“ und: „Der euro­pa­wei­te Strom­netz­aus­bau mini­miert den Spei­cher­be­darf wei­ter“. „Ver­blei­ben­de Kurz­zeit- und Lang­zeit­spei­cher­be­dar­fe“ sol­len durch die smar­te Ein­bin­dung von Elek­tro­mo­bi­li­tät, Wär­me­pum­pen und Indus­trie sowie durch Was­ser­stoff­elek­tro­ly­se, Spei­cher und Kraft­wer­ke gedeckt wer­den. Die­se Kom­bi­na­ti­on und Ein­bet­tung der Spei­cher­tech­no­lo­gien in ein Gesamt­ta­bleau an Optio­nen ist rich­tig, der Mini­mie­rungs­an­satz aber nicht. Der mit­ge­lie­fer­te Duk­tus in der PV-Stra­te­gie, Spei­cher klein zu hal­ten und die Rol­le der Spei­cher stra­te­gisch zu „mini­mie­ren“, passt schlicht­weg nicht in unse­re Zeit und den Beob­ach­tun­gen auf den sich expo­nen­ti­ell ent­wi­ckeln­den Welt­märk­ten.

III. Exponentielle Speichermärkte und schnelle Kostensenkung

1. Speicher und PV – Pionierland Deutschland

Die Ent­wick­lung von Spei­cher­tech­no­lo­gien hat maß­geb­lich ihren Ursprung auch in Deutsch­land. Es waren gera­de auch die Solar­un­ter­neh­mer der ers­ten Stun­de, die sich offen­siv mit der Fra­ge befass­ten, wie die PV in gro­ßen Maß­stä­ben zur Ener­gie­ver­sor­gung bei­tra­gen kann. Getrie­ben von der Fra­ge „Was macht ihr eigent­lich nachts?“ nahm die unter­neh­me­ri­sche Inno­va­ti­on ihren Ursprung. Von Solon Labs über Youni­cos, Son­nen, Tes­volt oder Qinous waren und sind zahl­rei­che der Pio­nie­re par­al­lel zum Hoch­lauf der Pho­to­vol­ta­ik vor 20 Jah­ren in Deutsch­land gestar­tet.[28]

Eini­ge deut­sche Spei­cher­an­bie­ter sind inzwi­schen vor allem im Aus­land aktiv, da es kei­nen star­ken Hei­mat­markt gibt. Wir lau­fen also mal wie­der die Gefahr, hier auf­ge­bau­te Kom­pe­tenz und Arbeits­plät­ze ins Aus­land abzu­ge­ben, um uns in ein paar Jah­ren zu fra­gen, war­um wir kei­ne hei­mi­sche Spei­cher­indus­trie mehr haben. 

Dabei wur­den vie­le der heu­te gül­ti­gen Ansät­ze hier ent­wi­ckelt. Die Aus­gangs­fra­gen der Forscher:innen und Unternehmer:innen und die ent­wi­ckel­ten tech­ni­schen Lösun­gen prä­gen heu­te den welt­wei­ten Strom­spei­cher­markt. Vor allem die Erkennt­nis­se mit For­schungs­pro­jek­ten die­ser Akteu­re auf Inseln haben gezeigt, dass ab 50 % Erneu­er­ba­re Fle­xi­bi­li­tä­ten drin­gend nötig wer­den.[29] Auf dem Fun­da­ment die­ser Vor­ar­bei­ten kann heu­te auf­ge­baut wer­den. Und vom star­ken und lang­jäh­ri­gen Know­how kön­nen wir in Deutsch­land beson­ders profitieren.

2. Speicher boomen in Deutschland, aber…

Nach Jah­ren des gemäch­li­chen Wachs­tums boo­men Spei­cher zuletzt auch in Deutsch­land.[30] 220.000 neue Heim­spei­cher wur­den instal­liert und 1.200 Gewer­be­spei­cher. Das ent­spricht Wachs­tums­ra­ten von 52 % für Heim- und 24 % für Gewer­be­spei­cher gegen­über dem Vor­jahr. Über 650.000 Heim­spei­cher gibt es dem­nach bereits in Deutsch­land. Heu­te wer­den fast 75 % der neu­en Dach-PV-Anla­gen mit Spei­cher gebaut.[31]

Mit 47 neu­en Groß­spei­chern hat sich auch der Zubau hier­zu­lan­de fast ver­zehn­facht. Im Jahr 2022 wur­den in Deutsch­land ins­ge­samt 910 Mega­watt an Groß­bat­te­rie­spei­chern mit mehr als 1 MWh instal­liert, was einer deut­li­chen Stei­ge­rung gegen­über dem Vor­jahr ent­spricht.[32] Die ver­füg­ba­re Kapa­zi­tät bis Ende 2022 liegt damit bei 7 GWh an sta­tio­nä­ren Bat­te­rie­spei­chern. 2023 dürf­te das Wachs­tum wei­ter­ge­hen.[33] Allein im ers­ten Quar­tal die­sen Jah­res hat es einen Zubau von über 110.000 neu­en Spei­cher­sys­te­men gege­ben, was einer Giga­watt­stun­de an Spei­cher­ka­pa­zi­tät ent­spricht.[34]

Die Beson­der­heit des deut­schen Mark­tes des letz­ten Jahr­zehnts ist, dass der Fokus hier mit gro­ßem Abstand auf teu­ren und sehr klein­tei­li­gen Heim­spei­chern liegt. Heim­spei­cher die­nen bis­her (weil ein ent­spre­chen­des Anreiz­sys­tem fehlt) zunächst vor allem der Opti­mie­rung ein­zel­ner End­kun­den und nicht der Bereit­stel­lung von Fle­xi­bi­li­tät für das Gesamt­sys­tem, was für alle Ver­brau­cher kos­ten­sen­kend wäre. 

Abb.4: Spei­cher­ka­pa­zi­tät in Deutsch­land wächst stark an — v.a. im Mobi­li­täts­be­reich[35]

Dabei spricht auch vie­les für die wesent­lich güns­ti­ge­ren Groß­bat­te­rien und ihren Ein­satz im Ener­gie­markt. Man kann sie in Stan­dard-Con­tai­nern kau­fen. Groß­bat­te­rien sind mit LKWs ein­fach zu trans­por­tie­ren. Viel mehr als eine Stell­flä­che im Solar- oder Wind­park, im Gewer­be­ge­biet oder an einem Umspann­werk ist nicht benö­tigt.[36]  

Gera­de PV und Spei­cher soll­ten ver­mehrt als tech­no­lo­gi­sche Ein­heit gese­hen wer­den, so wie dies bei den Inno­va­ti­ons­aus­schrei­bun­gen bereits ange­legt ist. Im klei­nen Dach­an­la­gen­seg­ment wer­den Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen inzwi­schen meist mit Spei­chern ver­kauft. Bei gro­ßen Anla­gen sind sie hin­ge­gen noch eher eine Aus­nah­me, auch weil regu­la­to­ri­sche Rah­men­be­din­gung in den letz­ten Jah­ren die Wirt­schaft­lich­keit ver­hin­dert haben. Dabei wer­den sie ins­be­son­de­re dort wegen der zuneh­men­den Netz­an­schluss­be­schrän­kun­gen sowie der abseh­bar fal­len­den Markt­wer­te zu Son­nen­scheinstun­den ver­stärkt benötigt.

Das Gros der deut­schen Spei­cher befin­det sich zudem in den Fahr­bat­te­rien, die ihrer­seits nun zuneh­mend bidi­rek­tio­nal nutz­bar wer­den. Anwen­der könn­ten die­se Spei­cher­ka­pa­zi­tät für das Ener­gie­sys­tem nutz­bar machen. Gleich­zei­tig bil­den auch schon die jetzt „fah­ren­den“ Bat­te­rien eine gro­ße Res­sour­ce für mit­tel­gro­ße bis gro­ße Spei­cher der kom­men­den Jah­re: Ihre Bat­te­rien könn­ten in immer grö­ße­ren Stil für ein „second life“ in sta­tio­nä­ren Spei­chern zu guten Kon­di­tio­nen bereit­ste­hen und die Aus­bau­mög­lich­kei­ten die­ser mas­siv erhöhen.

3. International setzen sich Speicher in atemberaubendem Tempo durch

Die Aus­bau­ge­schwin­dig­keit und die errich­te­te Spei­cher­leis­tun­gen und ‑kapa­zi­tä­ten in Deutsch­land sind jedoch im Ver­gleich mit inter­na­tio­na­len Märk­ten noch sehr über­schau­bau. Welt­weit betrach­tet gab es 2020 ein Wachs­tum von 200 % bei sta­tio­nä­ren Spei­chern. Die aus­ge­lie­fer­te neue glo­ba­le Kapa­zi­tät lag im Jahr 2022 bei etwa 140 GWh.[37] Es wird erwar­tet, dass die welt­wei­te Pro­duk­ti­ons­ka­pa­zi­tät bis 2025 auf 500 GWh anstei­gen wird. Und: Glo­bal wer­den Bat­te­rie­spei­cher bereits seit eini­gen Jah­ren gezielt auch zur Ver­bes­se­rung der Ver­sor­gungs­qua­li­tät, der bes­se­ren Netz­steue­rung und zur zeit­li­chen Ver­schie­bung von Last- und Erzeu­gung genutzt.

Bei­spie­le aus inter­na­tio­na­len Spei­cher­märk­ten Wer sich einen Ein­druck von der beein­dru­cken­den Dyna­mik im inter­na­tio­na­len Groß­spei­cher­markt machen will, kann sich z.B. die Nach­rich­ten im Spei­cher-Info­por­tal energs-storage.news in der Kate­go­rie ”grid sca­le” anse­hen.[38] Im Fol­gen­den wer­den eini­ge aus­ge­wähl­te Nach­rich­ten her­vor­ge­ho­ben, aus­schließ­lich (!) aus den Mona­ten März und April 2023:

Aus­tra­li­en: 250MW/500MWh Groß­bat­te­rie bezu­schlagt. “The half-giga­watt-hour BESS is one com­po­nent of a three-stage plan the Can­ber­ra Big Bat­tery pro­ject.” (http://t1p.de/irirt). Eben­so ein ande­res Pro­jekt mit Bau­be­ginn im April mit 225MW/480MWh (https://t1p.de/rpbbc), oder ein wei­te­res Bat­te­rie­pro­jekt mit 111MW/270MWh, Fer­tig­stel­lung Ende 2024 (https://t1p.de/s8qdu). Und noch grö­ßer: Warath Super Bat­tery (https://www.energyco.nsw.gov.au/projects/waratah-super-battery)

UK: 100MW/250MWh Groß­bat­te­rie “The pro­ject (…) is part of a pipe­line of lar­ge-sca­le bat­tery sto­rage pro­jects. The agree­ment (…) sees a poten­ti­al pipe­line of 3 GWh of bat­tery sto­rage capa­ci­ty, inclu­ding the 350MW, 5‑hour dura­ti­on (1,750MWh)” (http://t1p.de/5yd20)

USA: Errich­tung eines 200MW/429MWh “inter­con­nec­ted bat­tery ener­gy sto­rage sys­tem, sowie Unter­zeich­nung einer Pro­jekt­pi­pi­li­ne an Bat­te­rie­spei­cher­pro­jek­ten in Texas von 450 MWh auf­wach­send bei 5 GWh” (http://t1p.de/n3sen). Ein ande­res Pro­jekt in Kali­for­ni­en mit 2,1 GWh soll die­sen Som­mer “sub­stan­zi­ell ver­voll­stän­digt” wer­den. Im Arti­kel sind wei­te­re Pro­jek­te in den USA erwähnt, z.B. von Bat­te­rie­spei­chern, die als Retro­fit für Pea­k­er-Kraft­wer­ke errich­tet wer­den. (http://t1p.de/dnq6v) 

Grie­chen­land: Aus­schrei­bung von 900 MW, Ziel von 3 GW bis 2025. “The stan­da­lo­ne ener­gy sto­rage pro­cu­re­ment pro­cess is set to launch during the third quar­ter of this year, (…) with sys­tems to be com­ple­ted by end-2025.” http://t1p.de/qzhds

Süd­afri­ka beschafft 513MW/2052MWh (https://t1p.de/8o61h)

In Märk­ten wie Aus­tra­li­en oder auch den USA sowie Indi­en[39] wer­den bereits seit Jah­ren Aus­schrei­bun­gen für neue Kapa­zi­tä­ten von Wind- oder Solar­er­zeu­gern mit Spei­chern gekop­pelt, z.B. in den Anfor­de­run­gen an gesi­cher­te Leis­tun­gen über Zeit oder auch Lie­fer­fä­hig­kei­ten in der Nacht für Solar­er­zeu­ger defi­niert wer­den. Die Märk­te wach­sen erheb­lich. Auch Sta­te Grid in Chi­na ver­folgt zudem eine ambi­tio­nier­tes Spei­cher­aus­bau­pro­gramm. Von aktu­ell 3 GW ist in Chi­na bis 2030 ein Aus­bau an Bat­te­rie­spei­chern auf eine Kapa­zi­tät von 100 GW geplant.[40]
Abb. 5: Expo­nen­ti­el­les Wachs­tum auf welt­wei­ten Spei­cher­märk­ten sieht auch die iea [41]

4. E‑Mobilität: Ein Booster für Speicher (Produktion und Anwendungen)

Güns­tig und in immer grö­ße­ren Men­gen ver­füg­bar sind die Bat­te­rien, die sowie­so bereits vor­han­den sind: In den E‑Fahrzeugen. Im glo­ba­len Fahr­zeug­markt wur­den allein 2022 in den rund sie­ben Mil­lio­nen voll­elek­tri­schen Autos zusätz­lich mit über 350 GWh an Spei­cher­ka­pa­zi­tä­ten aus­ge­lie­fert. Die Erzeu­gungs­ka­pa­zi­tä­ten für Bat­te­rie­spei­cher schnel­len par­al­lel wei­ter in die Höhe und dürf­ten schon 2024 die Mar­ke von einem TWh/Jahr errei­chen. Die wei­te­re Trans­for­ma­ti­on des PKW-Sek­tors zu bat­te­rie­elek­tri­schen Fahr­zeu­gen inner­halb der nächs­ten Jah­re wird die­se Trends wei­ter verstärken.

War­um ist das wich­tig? Ein Game-Chan­ger für den Spei­cher­markt ist die Elek­tro­mo­bi­li­tät in punk­to Kos­ten­sen­kun­gen und Ver­füg­bar­keit. Über den Wett­be­werb im Mobi­li­täts­be­reich wer­den vor allem Lithi­um-Ionen-Bat­te­rien mit hoher Ener­gie­dich­te vor­an­ge­trie­ben. Hier­von pro­fi­tiert auch der sta­tio­nä­re Speicherbereich.

Allein in Deutsch­land wur­den 2022 693.000 neue Elek­tro­fahr­zeu­ge zuge­las­sen. Mit einen Markt­wachs­tum von 34 % und einer hin­zu­ge­kom­me­nen Kapa­zi­tät von 27 GWh wird in Deutsch­land damit eine Gesamt­ka­pa­zi­tät von 65 GWh an Spei­chern in Elek­tro­fahr­zeu­gen erreicht. Nimmt man alle Pump­spei­cher­kraft­wer­ke zusam­men, so haben die­se mit 39 GWh nur noch einen gerin­gen Anteil im Ver­gleich zu den theo­re­ti­schen Mög­lich­kei­ten, die sich aus Spei­chern in Fahr­zeu­gen erge­ben. Und die Ent­wick­lung nimmt erst Fahrt auf: Die Ampel-Regie­rung hat 15 Mio. E‑PKW als Ziel bis 2030 gesetzt. Rech­ne­risch bedeu­tet das ein gigan­ti­sches Poten­zi­al von 1.000 GWh. 

Aller­dings wird die­ses Poten­zi­al vor­erst nicht abge­ru­fen, da vehic­le-to-grid-Lösun­gen (V2G) und bidi­rek­tio­na­les Laden erst am Anfang ste­hen. Wohin die Rei­se hier gehen soll, steht aus regu­la­to­ri­scher Sicht bis­her in den Ster­nen. Das Poten­zi­al stra­te­gisch zu erfas­sen, ist die Aufgabe.

5. Technologischer Wettlauf ist Innovationsmotor

Gene­rell spricht für Spei­cher, dass es eine Viel­falt an Tech­no­lo­gien gibt. Die tech­no­lo­gi­sche Ent­wick­lung ist der­zeit abso­lut rasant. Anders als noch vor weni­gen Jah­ren von Skeptiker:innen anti­zi­piert, sind die Kos­ten­sen­kungs­po­ten­zia­le immens. Wel­che Technologie(n) sich am Ende in wel­chen Berei­chen durch­set­zen wer­den, kann man heu­te nicht wis­sen. Aber klar ist, dass der tech­no­lo­gi­sche Wett­lauf sowie die Ska­len­ef­fek­te der Mas­sen­pro­duk­ti­on die Kos­ten wei­ter drü­cken werden.

Spei­cher ste­hen damit in der Tra­di­ti­on der Pho­to­vol­ta­ik als ein beson­ders erfolg­rei­ches Kos­ten­sen­kungs­bei­spiel. Auf­grund der Modu­la­ri­tät kann die PV für jede Anwen­dung die pas­sen­de Anla­gen­kon­fi­gu­ra­ti­on lie­fern. Bei Bat­te­rien ist dies ähn­lich. Sie sind eben­falls modu­lar und auf­grund der ver­schie­de­nen Bau­ar­ten für ver­schie­de­nen Ein­satz­zwe­cke anpassbar.


Viel­falt der Spei­cher­tech­no­lo­gien – Wir brau­chen „sowohl als auch”  

Für den größ­ten Teil des Weges zu einem 100% EE-Ener­gie­sys­tem ste­hen Stunden‑, Tages‑, und Wochen­spei­cher im Vor­der­grund. Für den täg­li­chen Aus­gleich sind Bat­te­rie­spei­cher ein geeig­ne­tes Mit­tel. Sen­si­ble Wär­me­spei­cher ermög­li­chen dar­über hin­aus Last­spit­zen der Wär­me­pum­pen um meh­re­re Stun­den zu ver­schie­ben. Auch Pro­zess­wär­me und ‑käl­te kann strom­ba­siert erbracht wer­den, groß gedacht sogar auf Wochen­ba­sis oder sai­so­nal. Mit mas­siv aus­ge­bau­ten Kurz­frist­spei­chern für die Pho­to­vol­ta­ik im Som­mer kann auch Wind­ener­gie zwi­schen­ge­spei­chert wer­den. Wär­me­pum­pen bezie­hen ihren Strom vor allem im Win­ter in den Mor­gen- und Abend­stun­den und ver­fü­gen durch­aus über Wär­me­puf­fer. Elek­tro­fahr­zeu­ge haben zwar einen höhe­ren Strom­be­darf im Win­ter auf­grund der Innen­raum­be­hei­zung, dafür auch von Haus aus gro­ße Spei­cher, die man bedarfsgerecht(er) bela­den kann.

Als letz­te Kom­po­nen­te kommt die oft zuerst dis­ku­tier­te Lang­zeit­spei­che­rung zur Über­brü­ckung von Dun­kel­flau­ten in den Fokus, hier­für ste­hen neben wei­te­ren Spei­cher­kon­zep­ten Was­ser­stoff (ins­be­son­de­re auch mit­tels PV lokal pro­du­zier­ter H2)[42] oder auch syn­the­ti­sches Methan im Raum.

Gene­rell kann man zwi­schen sek­to­ra­len und sek­to­ren­kop­peln­den Spei­chern unter­schei­den. Sek­to­ren­kopp­lung ist ohne sek­to­ren­kop­peln­de Spei­cher, wie Power-to-Gas oder Power-to-Heat, nicht mög­lich. Sek­to­ra­le Spei­cher hin­ge­gen spei­chern die Ener­gie­form nur eines Sek­tors ein und aus. Dazu zäh­len bspw. im Strom­sek­tor u.a. Pump­spei­cher­kraft­wer­ke, Bat­te­rie­spei­cher und Kon­den­sa­to­ren.

Bat­te­rie­spei­cher wer­den nach ihrer che­mi­schen Zusam­men­set­zung dif­fe­ren­ziert. Lithi­um-Ionen-Bat­te­rien domi­nie­ren unter den Bat­te­rie­spei­chern den Markt mit über 95 %.[43] Noch nie ist eine Ener­gie­tech­no­lo­gie so schnell auf den Markt gekom­men, wie die Lithum-Ionen-Tech­no­lo­gie. Dabei kon­kur­rie­ren ver­schie­de­ne Bat­te­rie­tech­no­lo­gien in einem schar­fen Wett­be­werb, der die tech­no­lo­gi­sche Ent­wick­lung vor­an­treibt und damit auch die Kostensenkung. 

Abbil­dung 6: Prei­se sin­ken rapi­de[44]

Da im sta­tio­nä­ren Bereich Ener­gie­dich­ten weni­ger wich­tig sind, eta­bliert sich hier gera­de die LFP-Bat­te­rie (Lithi­um-Eisen­phos­phat), die deut­lich kos­ten­güns­ti­ger ist als z.B. NMC-Bat­te­rien (Nickel-Man­gan-Cobalt) und NCA-Bat­te­rien (Lithi­um-Nickel-Cobalt-Alu­mi­ni­um-Oxi­de) Aktu­ell kom­men Natri­um-Ionen-Bat­te­rien (Na-Io) bzw. Sodium-Ionen Bat­te­rien hin­zu, die eben­falls deut­lich güns­ti­ger als NMC und NCA-Bat­te­rien sind. Abseh­bar wer­den die­se auf­grund einer güns­ti­ge­ren Mate­ri­al­kos­ten und Ver­füg­bar­keits­si­tua­ti­on einen brei­ten Raum vor allem bei den sta­tio­nä­ren Spei­chern ein­neh­men, ver­bun­den mit einer wei­te­ren mas­si­ven Ska­lier­bar­keit in der Pro­duk­ti­on und Anwen­dung. CATL hat bereits mit der Seri­en­be­lie­fe­rung von Na-Ionen-Bat­te­rien u.a. für Cher­ry begon­nen. Ver­tre­ter der Her­stel­ler gehen davon aus, dass in den kom­men­den 3–5 Jah­ren Lithi­um-Ionen-Spei­cher im sta­tio­nä­ren Bereich in hohem Tem­po durch gro­ße Men­gen kos­ten­güns­ti­ger Natri­um-Ionen-Spei­cher ersetzt wer­den. Per­spek­ti­visch wer­den auch noch gro­ße Men­gen Second-Life-Bat­te­rien in den sta­tio­nä­ren Spei­cher­markt geschwemmt wer­den, wenn gro­ße Men­gen aus der Erst­nut­zung in Fahr­zeu­gen anfal­len.   Der Wett­lauf der Bat­te­rie­tech­no­lo­gien zu denen auch noch Redox-Flow-Bat­te­rien gehö­ren, ist sehr span­nend. Gera­de bei Redox-Flow-Bat­te­rien kann man die Kapa­zi­tät ent­kop­pelt von der Leis­tung ska­lie­ren, was sie poten­zi­ell zu einen guten Wochen- oder Sai­son­spei­cher macht, wenn ent­spre­chen­de Anrei­ze für die Errich­tung gesetzt wer­den.  Aller­dings sind sie der­zeit auch teurer. 

Abbil­dung 7: Auf uns zurol­len­de Wel­len immer güns­ti­ge­rer Batterie-Technologien

6. Multi-Use als Erfolgsformel

Aus tech­ni­scher Sicht sind Bat­te­rie­spei­cher wah­re All-round-Talen­te. Sie sind in der Lage Schwan­kun­gen im Sekun­den­be­reich bis zu meh­re­ren Tagen aus­zu­glei­chen. Sie kön­nen von ein paar Kilo­watt­stun­den in Heim­an­wen­dun­gen bis meh­re­re Mega­watt­stun­den dimen­sio­niert wer­den. Und: Sie las­sen sich für ver­schie­de­ne Anwen­dun­gen im Strom­sys­tem einsetzen.

Auf Haus­halts­ebe­ne die­nen sie der Eigen­ver­brauchs­op­ti­mie­rung von PV-Strom. In Gewer­be- und Indus­trie­an­wen­dun­gen wer­den sie zur Opti­mie­rung von Netz­ent­gel­ten (Spit­zen­kap­pung) und Sen­kung der Ener­gie­kos­ten ein­ge­setzt.[45] Für den Netz­be­trieb stel­len sie die Span­nungs­hal­tung sicher, ermög­li­chen Momen­t­an­re­ser­ve (intrin­si­sche, unver­zö­ger­te Leis­tungs­re­ser­ve der rotie­ren­den Mas­sen),[46] Schwarz­start­fä­hig­keit und sind Teil des Eng­pass­ma­nage­ment. Gera­de die Schwarz­start­fä­hig­keit ist eine gro­ße Chan­ce für ein deut­lich resi­li­en­te­res Sys­tem und fin­det bis­her noch viel zu gerin­ge Beach­tung. Inter­na­tio­nal zeigt sich zudem: Die rotie­ren­den Mas­sen kön­nen zeit­nah völ­lig durch Bat­te­rie­spei­cher ersetzt wer­den. Eine voll­stän­di­ge Fle­xi­bi­li­sie­rung und Abschal­tung aller kon­ven­tio­nel­len Kapa­zi­tä­ten für die Zei­ten hoher Wind- und Solar­er­zeu­gung wird so.[47] Auch an der Bereit­stel­lung von Pri­mär­re­gel­en­er­gie sind bereits seit Jah­ren Groß­bat­te­rie­spei­cher betei­ligt. Ihre Rol­le beim Strom­han­del wird zukünf­tig zunehmen.

Aller­dings ist die Bereit­stel­lung von Fle­xi­bi­li­tät aus wirt­schaft­li­cher Sicht nicht immer gege­ben. Hier bie­ten Mul­ti-Use-Kon­zep­te Lösun­gen an, also meh­re­re Anwen­dungs­zwe­cke mit einem Spei­cher­sys­tem zu bedie­nen. So kann ein Gewer­be­spei­cher nicht nur Last­spit­zen redu­zie­ren, son­dern auch den Eigen­ver­brauch erhö­hen. Groß­bat­te­rie­spei­cher kön­nen neben der Bereit­stel­lung von Regel­en­er­gie auch am Strom­markt teil­neh­men. Das öff­net meh­re­re Ein­nah­me­strö­me, redu­ziert dadurch Kos­ten und senkt das Inves­ti­ti­ons­ri­si­ko.[48]

Aller­dings stel­len ver­schie­de­ne regu­la­to­ri­sche Vor­ga­ben in Deutsch­land Hür­den dar. Um die Fle­xi­bi­li­täts­po­ten­tia­le von Bat­te­rie­spei­chern in Mul­ti-Use zu heben, braucht es die Anpas­sung des regu­la­to­ri­schen Rah­mens.[49] 

IV. Empfehlungen: Was eine Speicherstrategie leisten sollte

Spei­cher­tech­no­lo­gien haben vie­le Vor­tei­le: Der Zubau geht schnell, ist akzep­tiert und risi­ko­arm[50], güns­tig und es sind aus­rei­chend Mate­ri­al und Roh­stof­fe vor­han­den. Dar­über hin­aus sind Bat­te­rie­spei­cher von Watt­stun­den bis zu meh­re­ren Mega­watt­stun­den belie­big ska­lier­bar. Durch ihre Spei­cher­dau­er von weni­gen Sekun­den bis zu meh­re­ren Tagen sind sie in der Lage, ein brei­tes Anwen­dungs­spek­trum zu bedienen.

Aus den stei­gen­den Fle­xi­bi­li­täts­be­dar­fen und den immensen Ent­wick­lungs­sprün­gen auf dem welt­wei­ten Spei­cher­markt ergibt sich daher eine kla­re Emp­feh­lung: Deutsch­land kann und muss den Wert und Bei­trag der Spei­cher­tech­no­lo­gien stra­te­gi­scher ange­hen. Dafür brau­chen wir schnellst­mög­lich eine Speicherstrategie.

1. Kurzfristige “No-regret-”Maßnahmen

Kurz­fris­tig gibt es eine Rei­he von Maß­nah­men, die hel­fen kön­nen, das Spei­cher­po­ten­zi­al zu heben. Dazu gehört bei­spiels­wei­se fol­gen­de Punk­te, die in einer Spei­cher­stra­te­gie ent­hal­ten sein und umge­setzt wer­den sollten:

  1. Defi­ni­ti­on als 4. Säu­le wei­ter opti­mie­ren und vor allem zur Anwen­dung brin­gen: Nach wie vor gilt es, einen kohä­ren­ten Rechts­rah­men für Spei­cher­tech­no­lo­gien zu schaffen.
  2. Män­geln in der Speich­er­de­fi­ni­ti­on gemäß § 3 Num­mer 15d EnWG behe­ben: Die­se wur­de im Juni 2022 vom Bun­des­tag beschlos­sen und tritt am 1. Juli 2023 in Kraft. Die Defi­ni­ti­on gibt erst­mals die Mög­lich­keit, einen kohä­ren­ten Rechts­rah­men für Spei­cher und Power-to‑X zu schaf­fen. Aller­dings blei­ben Unklar­hei­ten. So soll­ten die – auf einer feh­ler­haf­ten Über­set­zung der Elek­tri­zi­täts­bin­nen­markt­richt­li­nie beru­hen­den – Wor­te „in einem Elek­tri­zi­täts-” gestri­chen wer­den. Fer­ner soll­te eine eige­ne Defi­ni­ti­on des Begriffs „Strom­spei­cher­an­la­ge” ergänzt wer­den, sodass der Gesetz­ge­ber „P2P-Spei­cher” ohne „gram­ma­ti­ka­li­sche Ver­ren­kun­gen” direkt adres­sie­ren kann.
  3. Hemm­nis­se rund um den Bau­kos­ten­zu­schuss aus­räu­men: Dabei han­delt es sich um eine Ein­mal­zah­lung, die Netz­be­trei­ber beim Anschluss an das Netz ver­lan­gen (vgl. § 11 I Nie­der­span­nungs­an­schluss­ver­ord­nung). Dadurch wird die Nut­zung von Spei­cher deut­lich ver­teu­ert und der Zubau unnö­tig gebremst. Fer­ner führt der Bau­kos­ten­zu­schuss dazu, dass Spei­cher auf­grund in Netz­ge­bie­ten mit nied­ri­gen Bau­kos­ten­zu­schüs­sen fehl­al­lo­kiert wer­den, wäh­rend sie andern­orts in Netz­ge­bie­ten mit hohen Bau­kos­ten­zu­schüs­sen mehr benö­tigt würden.
  4. Unklar­hei­ten im Kon­text der Netz­ent­gel­te aus­räu­men (vgl. §118 Abs. 6 EnWG). Es muss klar­ge­stellt wer­den, dass die Befrei­ung – in Bezug auf den wie­der­ein­ge­speis­ten Strom – auch für Mul­ti-Use-Spei­cher gilt.
  5. Ver­län­ge­rung der Frei­stel­lung von Netz­ent­gel­ten in §118 Abs. 6 EnWG bis 2030: Aktu­ell sind Spei­cher von Netz­ent­gel­ten befreit, wenn sie bis August 2026 an das Netz ange­schlos­sen wer­den. Die­se Frist sorgt bereits heu­te in der Ent­wick­lung von Pro­jek­ten, aber ins­be­son­de­re bei Inves­to­ren, die grö­ße­re Spei­cher­port­fo­li­en in Deutsch­land auf­bau­en wol­len, für Unsi­cher­heit. Die­se Unsi­cher­heit wird zukünf­tig zuneh­mend zur Ver­la­ge­rung von Inves­ti­tio­nen ins Aus­land füh­ren. Iro­ni­scher­wei­se wer­den Spei­cher zur Bereit­stel­lung von Fle­xi­bi­li­tät für das deut­sche Strom­sys­tem dann in grenz­na­hen Gebie­ten im Aus­land gebaut wer­den, ohne dass Inves­ti­tio­nen und Erträ­ge in Deutsch­land erwirt­schaf­tet werden.
  6. Dul­dungs­pflicht für Netz­an­schluss­lei­tun­gen auch von Spei­chern: Die in der Solar­stra­te­gie und Wind­stra­te­gie vor­ge­se­he­nen Dul­dungs­pflicht für Netz­an­schluss­lei­tun­gen durch Grund­ei­gen­tü­mer für Erneu­er­ba­re Ener­gien braucht es auch bei Speichern.
  7. Gewer­be­steu­er­be­tei­li­gung der Stand­ort­kom­mu­nen: Die­se soll­ten auch bei der Nut­zung von Spei­chern ana­log zur Pho­to­vol­ta­ik und Wind­ener­gie ermög­licht werden.
  8. Das Wege­recht für Netz­an­schluss­lei­tun­gen soll­te auch für Spei­cher gelten.
  9. Inno­va­ti­ons­aus­schrei­bun­gen stär­ken: Inno­va­ti­ons­aus­schrei­bun­gen bie­ten eine Mög­lich­keit, kom­bi­nier­te PV-Spei­cher-Pro­jek­te umzu­set­zen. Das bis­her wenig genutz­te Poten­zi­al gilt es zu heben, etwa durch: 
    • Auf­he­bung des spei­cher­spe­zi­fi­schen Aus­schließ­lich­keits­prin­zips in Inno­va­ti­ons­aus­schrei­bun­gen und im EEG (vgl. § 13 Abs. 4 Inn­AusV und § 19 Absatz 3 EEG). Die­se kön­nen im Fall der Ein­spei­che­rung von Strom aus dem Netz für „Grün­strom“, der aus dem Spei­cher in das Netz oder per Direkt­lei­tung aus benach­bar­ten Erneu­er­ba­ren-Ener­gien-Anla­gen ein­ge­speist wird, dazu füh­ren, dass kei­ne För­de­rung nach dem EEG mehr bean­sprucht wer­den darf. Das Aus­schließ­lich­keits­prin­zip ver­hin­dert Mul­ti-Use-Kon­zep­te und beschränkt daher einen grö­ße­ren sys­te­mi­schen Nut­zen von Spei­chern. Der Netz­strom­be­zug sowie der Bezug über Direkt­lei­tun­gen aus Erneu­er­ba­ren-Ener­gien-Anla­gen soll­te daher für Anla­gen­kom­bi­na­tio­nen der Inno­va­ti­ons­aus­schrei­bung zuge­las­sen wer­den. Zusätz­li­che Ein­nah­me­mög­lich­kei­ten wir­ken zudem kostensenkend.
    • Erhö­hung der maxi­ma­len Zuschlags­grö­ße auf 100 MW.Sukzessive Erwei­te­rung der Spei­cher­ka­pa­zi­tät von Jahr zu Jahr. Die Anfor­de­run­gen an die Spei­cher­ka­pa­zi­tät soll­ten schritt­wei­se erhöht werden.
    • Wett­be­werb­li­che Ermitt­lung von nicht­fre­quenz­ge­bun­de­nen Sys­tem­dienst­leis­tun­gen (insb. Blind­leis­tung) als künf­ti­ge Anfor­de­rung in Inno­va­ti­ons­aus­schrei­bun­gen. Künf­tig wer­den Spei­cher einen stei­gen­den Anteil Sys­tem­dienst­leis­tun­gen – dar­un­ter auch die nicht-fre­quenz­ge­bun­de­nen – erbrin­gen müs­sen, die bis­lang von Kraft­wer­ken erbracht wer­den. Die Inno­va­ti­ons­aus­schrei­bun­gen könn­ten ein wich­ti­ges Instru­ment sein, um die­se tech­no­lo­gi­sche Ent­wick­lung voranzutreiben.

2. Mittelfristige, strategische Maßnahmen

Neben die­sen eher kurz­fris­ti­gen ener­gie­po­li­ti­schen Hand­lun­gen braucht es eine grund­sätz­li­che neue Ver­or­tung und Ein­bin­dung der Spei­cher im Ener­gie­sys­tem. Benö­tigt wer­den dafür ein Plan und rea­lis­ti­sche­re Zie­le, wie die Poten­zia­le gewinn­brin­gend genutzt wer­den kön­nen. Im Rah­men einer zu erar­bei­ten­den Spei­cher­stra­te­gie soll­te die mit­tel­fris­ti­gen, stra­te­gi­schen Maß­nah­men schnellst­mög­lich adres­siert wer­den. Die­se sind beispielsweise:

  1. Rea­lis­ti­sche Aus­bau-Zie­le für Spei­cher im Ener­gie­sys­tem defi­nie­ren: In einer Spei­cher­stra­te­gie soll­ten ambi­tio­nier­te Aus­bau­zie­le für Spei­cher­tech­no­lo­gien benannt wer­den. Dies soll­te Sze­na­ri­en beinhal­ten, wie die Spei­cher-Kapa­zi­tät in wel­chen Berei­chen und mit wel­chen Mei­len­stei­nen erreicht wer­den soll. Hier­für braucht es die Unter­schei­dung von Kurz- und Lang­zeit­spei­chern sowie die Ana­ly­se von Poten­zia­len der Bat­te­rie­spei­cher, Wär­me- und Gas­spei­cher oder auch Was­ser­stoff im Spei­cher­kon­zert. Die Model­lie­run­gen soll­ten aus den Erfah­run­gen der Ver­gan­gen­heit mit der Ent­wick­lung der Pho­to­vol­ta­ik­kos­ten ler­nen. Zudem soll­ten sie Daten von inter­na­tio­na­len Ent­wick­lun­gen und stark fal­len­den Kos­ten von Bat­te­rie­spei­chern als Aus­gangs­ba­sis neh­men. Es soll­ten Min­dest-Anfor­de­run­gen defi­niert wer­den, die den dyna­mi­schen Ent­wick­lun­gen u.a. bei den erwart­ba­ren Kos­ten­sen­kun­gen sowie tech­no­lo­gi­schen Inno­va­tio­nen Rech­nung tragen. 
  2. Fer­ner soll­ten die­se Aus­bau­zie­le mit ande­ren Vor­ha­ben syn­chro­ni­siert wer­den, so etwa mit der Sys­tem­ent­wick­lungs­stra­te­gie, der Netz­aus­bau­pla­nung, den Lang­frist­sze­na­ri­en oder der Kraft­werks­stra­te­gie. Auf die­sem Wege kön­nen auch die­An­for­de­run­gen zur Bestim­mung von Fle­xi­bi­li­tät, die sich aus den Über­le­gun­gen zum euro­päi­schen Strom­markt­de­sign (Art. 19c (COM 2023/77)) erge­ben, berück­sich­tigt werden. 
  3. Poten­zia­le aus der E‑Mobilität heben: Im Zuge der Elek­tri­fi­zie­rung der Mobi­li­täts­flot­te erge­ben sich gewal­ti­ge Spei­cher­po­ten­zia­le. Damit die­se geho­ben wer­den kön­nen, braucht es einen Mas­ter­plan für die Ein­bin­dung der Spei­cher aus der E‑Mobilität. Das bidi­rek­tio­na­le Laden muss attrak­tiv und Nor­ma­li­tät wer­den. Regu­la­to­ri­sche Hür­den gilt es zu iden­ti­fi­zie­ren und aus­zu­räu­men, tech­ni­sche Stan­dards zu set­zen und den Mark­t­hoch­lauf in die­sem Bereich zu fördern. 
  4. Dezen­tra­le Fle­xi­bi­li­tä­ten netz­dien­lich ein­bin­den: Anstel­le der bis­he­ri­gen Aus­rich­tung der Klein­spei­cher auf die Opti­mie­rung des Eigen­ver­brauchs soll­te die Sys­tem­op­ti­mie­rung (vgl. sys­tem­dienli­ches Pro­sum­ing) einen höhe­ren Stel­len­wert bekom­men. Dafür müs­sen bei­spiels­wei­se das Poo­ling von Anla­gen und Klein­spei­chern und die Direkt­ver­mark­tung ver­ein­facht wer­den. Zudem bedarf es neu­er Anrei­ze, um im Rah­men der Vor-Ort-Ver­sor­gung auch grö­ße­re Spei­cher im Sin­ne von Dis­trict- und Com­mu­ni­ty-Spei­cher attrak­ti­ver zu machen, die öko­no­misch wesent­lich effi­zi­en­ter sind als klei­ne Heimspeicher.
  5. Markt­an­rei­ze für Spei­cher im neu­en Strom­markt­de­sign set­zen: Inves­ti­tio­nen in Spei­cher müs­sen sich loh­nen. Dies ist bei der Über­ar­bei­tung des Strom­markt­de­signs und der Eta­blie­rung von markt­li­chen Fle­xi­bi­li­täts­an­rei­zen als Leit­plan­ke zu berück­sich­ti­gen – etwa bei der Reform der Netz­ent­gel­te, fle­xi­blen Tari­fen oder im Fal­le einer Ein­füh­rung von CfDs.
  6. Spei­cher für Sys­tem­dienst­leis­tun­gen gezielt ein­brin­gen: Spei­cher­tech­no­lie­gen müs­sen neben der Puf­fe­rung mehr und mehr auch befä­higt wer­den, Sys­tem­dienst­leis­tun­gen zu erbrin­gen. Dazu gehö­ren u.a. nicht-fre­quenz­ge­bun­de Sys­tem­dienst­leis­tun­gen wie u.a. die Schwarz­start­fä­hig­keit. Der regu­la­to­ri­sche Rah­men ver­hin­dert der­zeit noch vie­le Anwen­dun­gen für sol­che Mul­ti-Use-Spei­cher. Die­se gilt es aus­zu­räu­men, um die Poten­zia­le der Spei­cher im Sin­ne der Ver­sor­gungs­si­cher­heit voll auszuschöpfen.
  7. Hei­mi­sche Spei­cher­indus­trie stär­ken: Teil der Spei­cher­stra­te­gie soll­te auch eine Indus­trie­stra­te­gie für sta­tio­nä­re Spei­cher sein, da sich abzeich­net, dass sta­tio­nä­re Bat­te­rien ande­re Aus­rich­tun­gen als Bat­te­rien für den mobi­len Sek­tor haben wer­den. Spei­cher gehö­ren wie Chips oder die PV zu Schlüs­sel­tech­no­lo­gien für die Trans­for­ma­ti­on der Ener­gie­wirt­schaft. Daher gilt es die Roh­stoff-Abhän­gig­keit von weni­gen Län­dern zu ver­mei­den, Roh­stof­fe effi­zi­ent zu nut­zen, neue Bat­te­rie­tech­no­lo­gien zu ermög­li­chen, kon­se­quen­tes Recy­celn vor­zu­schrei­ben und eine inlän­di­sche Pro­duk­ti­on aus- und auf­zu­bau­en. Dies gilt es stra­te­gisch zu begleiten.

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[1] Hin­weis: Das fol­gen­de Papier betrach­tet die Rol­le der Spei­cher aus Sicht der Pho­to­vol­ta­ik. Im Fokus ste­hen vor allem Strom­spei­cher und ins­be­son­de­re Bat­te­rie­spei­cher. Wär­me­spei­cher, Gas­spei­cher, Ultra­kurz­zeit­spei­cher u.a. wer­den nur am Ran­de betrachtet.

[2] Fle­xi­bi­li­tä­ten wer­den in gro­ßem Umfang etwa in neu­en Gas­kraft­wer­ken geplant, die irgend­wann in der Zukunft noch­mals kost­spie­lig auf Was­ser­stoff umge­stellt wer­den sol­len. Die Kos­ten und Ver­füg­bar­kei­ten von Was­ser­stoff sind die der­zeit unsi­chers­te Varia­ble im neu­en Energiesystem.

[3] Mit Kurz­zeit­spei­cher sind ins­be­son­de­re Bat­te­rien in allen Grö­ßen­klas­sen (weni­ge Kilo­watt bis Mul­ti-Mega­watt) gemeint, die am Markt agie­ren und deren Kapa­zi­tät die sie Aus­spei­che­rung im Stun­den­be­reich (z.B. 4 — 8 Stun­den) zulässt.

[4] Es gab bereits Ankün­di­gun­gen für eine Spei­cher­stra­te­gie, die jedoch bis­her noch nicht umge­setzt wur­den. Vgl.: https://www.fdpbt.de/stockmeier-wir-beschleunigen-energiewende

[5]https://www.netzausbau.de/SharedDocs/Downloads/DE/Bedarfsermittlung/2037/SR/Szenariorahmen_2037_Genehmigung.pdf;jsessionid=AEC2B8F2D10F7EE687749DF49A9A458C?__blob=publicationFile

[6] https://www.ise.fraunhofer.de/content/dam/ise/de/documents/publications/studies/Fraunhofer-ISE-Batteriespeicher-an-ehemaligen-Kraftwerkstandorten.pdf

[7] https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Dossier/ses.html

[8] https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Publikationen/Energie/photovoltaik-stategie-2023.pdf?__blob=publicationFile&v=4

[9] https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/klimaschutz/energieversorgungssicherheit-2161980

[10] https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Publikationen/Energie/windenergie-an-land-strategie.pdf?__blob=publicationFile&v=11

[11]We have a lot of topics on our agen­da. But sto­rage is the cen­tre­pie­ce for buil­ding a decar­bo­nis­ed, fle­xi­ble and cost-effec­ti­ve ener­gy sys­tem, through elec­tri­fi­ca­ti­on and ener­gy sys­tem inte­gra­ti­on. And it is key for achie­ving our REPowerEU tar­gets, with regards to rene­wa­bles and hydro­gen pro­duc­tion.” — Kadri Sim­son (vgl. https://www.linkedin.com/posts/lars-stephan_energy-storage-opening-statement-by-kadri-activity-7056537973135159296-BLNO?utm_source=share&utm_medium=member_desktop

[12]  https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Publikationen/Energie/eckpunkte-einer-windenergie-an-land-strategie.pdf?__blob=publicationFile&v=6

[13] https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Publikationen/Energie/eckpunkte-einer-windenergie-an-land-strategie.pdf?__blob=publicationFile&v=6

[14]https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Fachthemen/ElektrizitaetundGas/Versorgungssicherheit/Erzeugungskapazitaeten/Mindesterzeugung/start.html

[15] https://www.br.de/nachrichten/bayern/zu-viel-photovoltaik-bayerisches-stromnetz-am-limit  oder auch https://www.zfk.de/energie/strom/an-das-verteilnetz-wird-zu-wenig-gedacht

[16]  https://static.agora-energiewende.de/fileadmin/Projekte/2021/2021_11_DE_KNStrom2035/A‑EW_264_KNStrom2035_WEB.pdf

[17] Vgl. auch https://www.bundestag.de/presse/hib/kurzmeldungen-934044

[18] Vgl. Staff Working Paper der Euro­päi­chen Kom­mis­si­on zu ener­gy sto­rage: https://energy.ec.europa.eu/system/files/2023–03/SWD_2023_57_1_EN_document_travail_service_part1_v6.pdf

[19] https://www.agora-energiewende.de/service/agorameter/chart/power_generation/16.04.2023/19.04.2023/today/

[20] https://www.langfristszenarien.de/enertile-explorer-de/szenario-explorer/das-projekt.php

[21] https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.870989.de/diwkompakt_2023-190.pdf

[22] https://langfristszenarien.de/enertile-explorer-wAssets/docs/LFS3_T45_Webinar_Angebot_Nov_2022_final_webinarversion.pdf#page=78 — „In Deutsch­land ver­bleibt das Spei­cher­vo­lu­men annah­me­ge­trie­ben bei 5 GWh“ (Folie 78)

[23]https://www.netzausbau.de/SharedDocs/Downloads/DE/Bedarfsermittlung/2037/SR/Szenariorahmen_2037_Genehmigung.pdf;jsessionid=AEC2B8F2D10F7EE687749DF49A9A458C?__blob=publicationFile

[24] https://www.ise.fraunhofer.de/content/dam/ise/de/documents/publications/studies/Fraunhofer-ISE-Batteriespeicher-an-ehemaligen-Kraftwerkstandorten.pdf

[25]https://www.researchgate.net/publication/369479477_The_development_of_battery_storage_systems_in_Germany_A_market_review_status_2023

[26] https://www.langfristszenarien.de/enertile-explorer-wAssets/docs/LFS3_T45_Webinar_Angebot_Nov_2022_final_webinarversion.pdf

[27] Vgl. z.B.  https://www.bundesnetzagentur.de/SharedDocs/Downloads/DE/Sachgebiete/Energie/Unternehmen_Institutionen/ErneuerbareEnergien/Speicherpapier.pdf?__blob=publicationFile&v=2 oder https://www.pv-magazine.de/2014/09/24/agora-energiewende-verteidigt-speicherstudie/ oder https://www.erneuerbareenergien.de/transformation/netze/energiesystemwende-speichertechnologien-entfesseln-uebertragungsnetzbetreiber-baendigen

[28]  https://taz.de/Die-Energie-Speicher-Pioniere-von-Younicos/!5118837/ oder Schier­mei­er, Q., & Koh­nert, K. (2011). Ger­ma­ny: Rene­wa­bles revo­lu­ti­on. Natu­re, 480(7376), 279–280. doi:10.1038/nj7376-279a

[29] https://www.iwr.de/news/stromspeicher-younicos-gruender-nimmt-inseln-zum-energiewende-vorbild-news30565

[30] Eine gute Über­sicht gibt es hier: https://speichermonitor.eco-stor.de

[31]https://www.researchgate.net/publication/369479477_The_development_of_battery_storage_systems_in_Germany_A_market_review_status_2023

[32] https://www.energy-storage.news/germanys-grid-scale-bess-installs-up-910-but-still-under-half-a-gigawatt-in-2022/

[33] Der Bun­des­ver­band Ener­gie­spei­cher Sys­te­me e.V. (BVES) erwar­tet, dass im lau­fen­den Jahr die Mar­ke von einer Mil­li­on instal­lier­ten Pho­to­vol­ta­ik-Heim­spei­cher erreicht wird. https://www.pv-magazine.de/2023/03/28/bves-marke-von-einer-million-installierten-photovoltaik-heimspeicher-faellt-2023/

[34] https://www.pv-magazine.de/2023/05/26/mehr-als-110–000-neue-heimspeicher-im-ersten-quartal-2023/

[35] https://www.researchgate.net/profile/Jan-Figgener/publication/369479477_The_development_of_battery_storage_systems_in_Germany_A_market_review_status_2023/links/641d47ec66f8522c38ccfd6d/The-development-of-battery-storage-systems-in-Germany-A-market-review-status-2023.pdf

[36] In einem 40-Fuß-Con­tai­ner sind heu­te je nach Bat­te­rie­kon­fi­gu­ra­ti­on Sys­te­me mit 1 – 3 MW / 1,5 ‑3 MWh ver­füg­bar. Ein Groß­bat­te­rie­spei­cher-Sys­tem mit z.B. 50 Con­tai­nern lie­fert dem­nach – je nach Opti­mie­rung auf Leis­tung oder Kapa­zi­tät — Netz­an­schluss­wer­te von 50 – 150 MW / 75 – 150 MWh und benö­tigt kaum ein hal­bes Hekt­ar Flä­che. Trotz die­ser beein­dru­cken­den Wer­te ist an leis­tungs­fä­hi­gen Netz­an­schlüs­sen in der Regel kein Netz­aus­bau nötig, da die Spei­cher auf die aktu­el­le Kno­ten­aus­las­tung reagie­ren. Sie spei­chern aus, wenn der Netz­kno­ten Last benö­tigt und spei­chern ein, wenn Ener­gie zur Ver­fü­gung steht und die Netz­kno­ten­aus­las­tung dies zulässt.

[37] https://about.bnef.com/blog/1h-2023-energy-storage-market-outlook/#:~:text=Global%20energy%20storage%27s%20record%20additions,in%20megawatt%20terms%20by%202030

[38] Gute Län­der­bei­spie­le zum inter­na­tio­na­len Boom gibt es hier: https://www.energy-storage.news/market-segments/grid-scale/ oder sie­he auch hier: https://www.e3analytics.eu/project/eu-storage-market-analyses/

[39] https://www.pv-magazine.com/2023/04/21/indias-ntpc-launches‑1–5‑gw-9-gwh-energy-storage-tender/

[40] https://www.energy-storage.news/china-targets-30gw-of-battery-storage-by-2025-as-bess-output-grows-150/

[41] https://iea.blob.core.windows.net/assets/8834d3af-af60-4df0-9643–72e2684f7221/WorldEnergyInvestment2023.pdf

[42] Sie­he Poten­zia­le der Vor-Ort-Brenn­stoff­zel­len unter P. Gru­now, Decen­tral Hydro­gen, Ener­gies 2022, 15(8), 2820; https://doi.org/10.3390/en15082820

[43] https://www.researchgate.net/publication/369479477

[44] https://cnevpost.com/2023/04/03/lithium-carbonate-likely-to-fall-below-rmb-100000-says-chairman-of-farasis/

[45] https://www.kyon-energy.de/blog/wie-batteriespeicher-flexibilitat-ins-stromnetz-bringen-konnen

[46] Markt­ba­sie­re Bereit­stel­lung von Momen­t­an­re­ser­ve ab 2025 ins­be­son­de­re aus Bat­te­rie­spei­chern https://systemmarkt.net/Mediathek/Marktgest%C3%BCtzte_Beschaffung_Momentanreserve.pdf

[47] So wird z.B. in Irland und UK die Pro­ble­ma­tik der weni­gen rotie­ren­den Mas­sen aus Kraft­werks­ge­ne­ra­to­ren durch Bat­te­rie­spei­cher abge­löst. Der Erfolg zeigt sich in wesent­lich sta­bi­le­ren Fre­quen­zen und sau­be­re­rem Strom. UK hat zudem eine gan­ze Rei­he von Markt­me­cha­nis­men für den Spei­cher­aus­bau eta­bliert mit der Fol­ge, dass es einen gro­ßen Wett­be­werb und Inno­va­ti­on gibt. Ein sehr wich­ti­ger Effekt, der auch für die deut­schen Sor­gen zum Weg­fall von rotie­ren­den Mas­sen von ent­schei­den­der Bedeu­tung ist.

Die Bot­schaft ist ein­deu­tig:  Gas­tur­bi­nen kön­nen die rotie­ren­den Mas­se nicht erset­zen, da sie in der Regel nicht lau­fen wür­den und die Fre­quenz­hal­tungs­pro­ble­me immer auf­tre­ten kön­nen, z.B. durch Kurz­schlüs­se im Netz. Daher ist für die dyna­mi­sche Fre­quenz­sta­bi­li­tät der Aus­bau neu­er (Gas-)kraftwerke nicht gebo­ten. Mas­si­ve Fehl­in­ves­ti­tio­nen in unsi­che­re Erzeu­gungs­ar­ten, die gleich­zei­tig unnö­ti­ge CO2 Emis­sio­nen bedeu­ten, kön­nen so (sofort) ver­mie­den werden.

[48] https://publications.rwth-aachen.de/record/789815/files/789815.pdf

[49] https://www.dena.de/fileadmin/dena/Dokumente/Pdf/9191_dena_Netzflexstudie.pdf

[50] Jetzt auf Spei­cher zu set­zen, bedeu­tet zudem kei­nen tech­no­lo­gi­schen Lock-In. Wäh­rend z.B. ein Gas­kraft­werk i.d.R. für 40 Jah­re steht, haben Bat­te­rie­spei­cher je nach Nut­zung eine Aus­le­gung von 12–20 Jah­ren Lebens­dau­er. D.h. der Inves­ti­ti­ons­zy­klus und der Tech­no­lo­gy-Lock-In ist viel gerin­ger. Wenn es also in zehn Jah­ren bes­se­re Tech­no­lo­gien geben soll­te, ver­schwin­den die Bat­te­rien wie­der. Wenn nicht, wer­den Ersatz­in­ves­ti­tio­nen getätigt.

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